Historische Uhren

Zukunft braucht Herkunft, so hat es Odo Marquard schon gesagt. STOWA's hauseigenes Museum belegt dies eindrucksvoll. Über 70 (von insgesamt mehreren hundert alten Uhren, die im Bestand sind) zeigen einen Querschnitt der Schaffenskraft von STOWA. Schritt für Schritt werden diese Uhren nun auch hier im virtuellen Museum gezeigt und beschrieben. Manche Texte sind mit Zusatzinformationen verlinkt. Meistens erhält man nach dem Klick auf ein Bild ein weiteres, größeres und mehr Details zeigendes Zusatzbild. Lassen Sie sich von den historischen STOWA Uhren inspirieren. Damals wie heute überzeugen die Uhren durch ein schönes, ausgewogenes und schlichtes Design und eine große Detailverliebtheit.

1973 – Digital Automatic

1973 – Digital Automatic

Wir befinden uns im Zeitalter der Quarzkrise, die von etwa 1970 bis Mitte der 1980er Jahre dauerte und zur nahezu vollständigen Verdrängung der mechanischen Uhren, durch damals neuartige elektronische Uhren mit Quarztechnologie, geführt hatte. Um 1970 herum wurden mechanische „Digitaluhren“ als Antwort auf die elektronischen Digitaluhren entwickelt. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Design der STOWA Digital Automatic, die ca. 1973 entstanden ist, wider. Da die mechanischen Uhren u.a. wegen des "Digitalaufbaus" sehr hoch und aufwändig waren, konnten sich diese nicht durchsetzen. Scheibenuhren waren voll im Trend, am besten in Kombination mit möglichst großem Gehäuse.

1936 – Antea KS roségold

1936 – Antea KS roségold

Die Antea. Vom Bauhaus inspiriert. Seit ca. 1937 baut STOWA Uhren im sogenannten Bauhausstil – minimalistisch und zeitlos. Bei der Antea KS Roségold schlagen Sammlerherzen höher, die Uhr verfügt über eine seltene Farbkombination: Römisches Kupferzifferblatt im verchromten Gehäuse.

1950er – Parat Pointer Date

1950er – Parat Pointer Date

Die 1950er-Jahre – ein Jahrzehnt, das viele schöne Uhren hervorgebracht hat. Die "Deutsche Uhrenkooperation Parat" war ein Zusammenschluss aus den Firmen STOWA, Osco, Arctos, Para und Berg und wurde 1949 gegründet. Unter dieser Kooperation entstand das Modell in einem Zeitraum zwischen 1949 – 1953. Es steckt in einem verchromten Gehäuse und trägt mit Leuchtmasse belegte Zeiger. Im Inneren tickt ein Handaufzugswerk Kal. Osco 42 (CLD) mit 15 Steinen. Der Original Verkaufspreis betrug damals 52 DM.

1965 – Memotime

1965 – Memotime

Sie war verhasst: die Parkuhr. Vor knapp 70 Jahren wurden die ersten deutschen „Parkographen“ aufgestellt, um Dauerparker aus den Stadtzentren fernzuhalten. Memotime versprach Abhilfe: nach Einstellen der gewünschten Zeit erinnerte sie an die ablaufende Parkzeit und half somit, Strafen zu vermeiden. „Memo-Time“ wurde als Wort- und Bildmarke am 13.6.1959 registriert.

1965 – Chrono

1965 – Chrono

Die 1960iger. Schlichte Klassiker. Ein Chronograph (altgriechisch wörtlich für „Zeitschreiber“) ist eine analoge Armbanduhr mit der Zusatzfunktionalität einer Stoppuhr. In den sechziger Jahren waren die Zifferblätter sehr reduziert. Dies wurde nicht nur bei normalen Dreizeigeruhren, sondern natürlich auch bei den damaligen Chronographen umgesetzt.

1965 – Mini-Park

1965 – Mini-Park

Die „Mini-Park“ ist eine STOWA Uhr mit einem Automatikwerk und einer Komplikation ihres Namensgebers.

In der Mitte des Zifferblatts befindet sich ein geschwungener Balken, der die verstrichene Zeit anzeigt. Auf der 12-Uhr-Position befindet sich ein numerisches Rad, das die verstrichenen Minuten anzeigt. Diese Komplikation sollte dabei helfen, in der Stadt beim Benutzen von Parkuhren, keine Strafzettel zu riskieren. Aktiviert wird die Funktion über einen Drücker auf der 2-Uhr-Position.

1940er – Flieger Baumuster „A“

1940er – Flieger Baumuster „A“

In der Geschichte der Uhrenentwicklung stellte sich heraus, dass die elegante Geste des Uhr-aus-der-Tasche-Ziehens nicht in jeder Lebenslage praktisch war. So war es z.B. beim Fliegen eines Flugzeuges notwendig, beide Hände benutzen und gleichzeitig auf die Uhr schauen zu können. Es entstand die erste Fliegeruhr. Ihre Beliebtheit hat mit ihrem unverkennbaren Design zu tun und dieses wiederum mit ihrer bewegten Geschichte. Man setzte auf minimalistisches Design durch eine schlichte, aber sehr gut ablesbare Typographie auf dem Zifferblatt und beste Lesbarkeit, auch bei schlechten Lichtverhältnissen. STOWA war einer der wenigen Fliegeruhren-Hersteller, der diese Uhren baute. Dank ihrem enormen Wiedererkennungswert erfreuen sie sich bis heute großer Beliebtheit.

1936 – Extra

1936 – Extra

Auf die Hochzeit der 1920er folgt eine dunkle Ära der deutschen Geschichte. Die Uhren aus den 30er Jahren, wie diese Dresswatch im sog. Bauhausstil, halten diese Geschichte in Erinnerung: Die Blütezeit der Uhrenindustrie endete erst einmal, am 1. September 1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen Engpässe beeinflussten das Kaufverhalten der Bevölkerung und sorgten auch bei Uhrenherstellern für finanzielle Schwierigkeiten.

1940er – Sport

1940er – Sport

Ein charakteristischer, militärisch inspirierter Zeitmesser.

Das militärische Gütesiegel war Garantie für Qualität und Präzision. Diese wurden für die Zeitnahme von Truppenbewegungen eingesetzt. Sie verfügten zwar über die erforderliche Präzision, mussten aber zunächst von Taschenuhren in Armbanduhren umgewandelt werden, damit sie von den Soldaten schnell und einfach abgelesen werden konnten.

1969 – Convertible

1969 – Convertible

Die STOWA-Reiseuhr aus dem Jahr 1968. STOWA hat viele dieser zuverlässigen Reisebegleiter angefertigt. Das Gehäuse wurde teilweise sehr hochwertig in Leder ausgeführt. Der Schiebemechanismus des Gehäuses war zur damaligen Zeit sehr innovativ. Die Wort- und Bildmarke „STOWA Convertible“ wurde von Walter Storz / Uhrenfabrik STOWA GmbH am 7.12.1956 registriert.

1973 – Table Clock Digital

1973 – Table Clock Digital

Die 1970er Jahre hatten einiges zu bieten: So wurden durchaus auch ein paar schöne Uhrenmodelle hervorgebracht.

Rechts: Table Clock Digital

Zu Beginn waren Tischuhren nur in Klöstern zur Gebetsanzeige verbreitet oder wurden vom Türmer zum zeitgenauen Anschlagen der Glocken verwendet. Später fanden diese häufig ihren Einsatz auf den Schreibtischen in Büros. Zur besseren Ablesbarkeit diente das schräg angeordnete Zifferblatt.

Links: Memo-Time Parking Watch

Das Aufkommen neuer Technologien sollte das Leben einfacher und bequemer machen. Bequemlichkeit war das Gebot der Stunde, auch wenn es um Uhren ging. Der 60-Minuten-Timer wurde als nützlich für eine Vielzahl von Situationen angepriesen, auch über die rechtzeitige Fütterung der Parkuhr hinaus. Er konnte für Verabredungen, Konferenzen und für alle Arten von Zeitmessung im Haushalt verwendet werden. Er kam 1959 auf den Uhrenmarkt.

1976 – Automatic Meeting Remember AS 5008

1976 – Automatic Meeting Remember AS 5008

Der Groove der Siebziger: Verbaut ist ein Werk von A. Schild aus der Schweiz, das AS 5008. Das Spitzenmodell dieser Werksfamilie, mit Anzeige von Wochentag und Datum auf 3-Uhr, sowie automatischem Aufzug sowohl fürs Uhrwerk als auch für den Alarm. Das Werk AS 5008 ist antimagnetisch und stoßfest, das Ziffernblatt

klar gestaltet und gut ablesbar.

1968 – Big Eye Chronograph

1968 – Big Eye Chronograph

Der Chronograph im Pandalook aus den späten 60er, frühen 70er Jahren – eine seltene Schönheit!

Mit 39 mm x 45 mm ist das Gehäuse größer als in der damaligen Zeit üblich.

Darin enthalten: Valjoux 7733-Uhrwerk (das 1969 eingeführt wurde) mit Kulissenschaltung der Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Mit mattschwarzem Zifferblatt und den roten "Regatta" Markierungen auf dem Chronographen, Minuten Sub-Zifferblatt und Tritium Indexen und weißen übergroßen oder "Big Eyes"-Zifferblättern.

1968 – Seatime Electric

1968 – Seatime Electric

Die 1960er- und 70er-Jahre haben eine besondere Fülle an originellen und extravaganten Designs hervorgebracht, die heute jedoch größtenteils in Vergessenheit geraten sind.

Anfang der sechziger Jahre trat Werner Storz, der Sohn des Firmengründers ins Unternehmen ein. Der Produktname STOWA Seatime, ein Vorläufermodell unsere heutigen Seatime Serie, wird 1963 urheberrechtlich geschützt.

1930er – Pocket Watch

1930er – Pocket Watch

Uhren waren damals relativ groß und wurden aus diesem Grund oft an Ketten in der Westentasche verwahrt. Sie waren außerdem noch längst nicht in der breiten Masse der Bevölkerung angekommen, sondern zierten Adelige als kostspielige Luxusgegenstände. Im 15. Jahrhundert wurden schließlich die Unruh und vor allem die Spiralfeder erschaffen, die den Bau präziser und vor allem kleinerer Uhren ermöglichte.

Vor dem betont sachlich gestalteten Zifferblatt mit Eisenbahn-Minuterie drehen gebläute Stahlzeiger. Das 16½-linige Handaufzugswerk mit 4,5 Millimetern Bauhöhe stammt vom Schweizer Fabrikanten Unitas. Es trägt die Kaliberbezeichnung 285.

Zifferblatt Design

Wie das Gesicht der Uhr entsteht…

Ein schönes Zifferblattdesign ist die Initialzündung für eine weitere und tiefere Beschäftigung mit einer Uhr. Der erste emotionale Moment entscheidet, ob eine Uhr am Ende den Weg an das Handgelenk des Uhrenliebhabers findet. Früher lag die Verantwortung des Designs beim Zifferblatthersteller. Heute beschäftigen viele Firmen eigene Designer zur Gestaltung ihrer Uhren und Blätter. Anhand einer der größten und innovativsten Zifferblatthersteller der Welt, der Fa. Weber & Baral (1921–1973), zeigt dieses Kapitel die Geschichte des deutschen Zifferblattdesigns von 1921 bis heute.

1920–1930

1920–1930

1920–1930. Art Deco Typographie. Die ersten Metallzifferblätter entstehen. Leuchtfarbe.
In den 1920er Jahren, dem Beginn der Metallzifferblätter bei Weber & Baral, werden viele Blätter mit geschwungenen Zahlen gestaltet und produziert. Diese verspielten Zahlen sind oft mit Leuchtmasse belegt. Die Bestandteile der Leuchtmasse sind zu dieser Zeit noch radioaktiv, was aber bei einem einzelnen Zifferblatt oder auch bei Zeigern, (heute zumindest!) zu keiner gesundheitlichen Gefährdung ausreicht. Anfang der 90er Jahre, mit dem Anfang des Uhrenbooms und dem Beginn einer großen Sammelleidenschaft von Uhrenliebhabern, wird dieses Phänomen immer wieder diskutiert und untersucht.
Ein erster großer Zifferblattauftrag an die Fa. Weber & Baral waren Blätter für die sogenannten Kinderuhren. Diese Uhren verfügten bis dato über ein gedrucktes Papierzifferblatt und waren als Spielzeug im Handel (zum Erlernen der Uhrzeit für Kinder). Von einem ausländischen Kunden bekam man eines Tages einen großen Auftrag. Allerdings wollte er, dass sich auf der Uhr auch echte Zeiger drehen. Damit wurden die Kinderuhren realistischer. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, wurden dann erstmalig Metallzifferblätter von Weber & Baral entwickelt und produziert.

1930–1940

1930–1940

1930–1940. Inspiration Bauhaus? Reduzierte Zifferblattgestaltung.
Ob die Zifferblätter der 1930er Jahre vom Bauhaus inspiriert wurden, beschäftigt STOWA seit vielen Jahren. Vor allem, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen der staatlichen Schule für Gestaltung (1919–1933) und dem Design der damals bestehenden Uhrenfirmen gab. STOWA war zur Zeit des Bauhauses aktiv (ab 1927) und produzierte auch Uhren im weitläufig so genannten Bauhausstil. Klar ist mittlerweile, dass die Uhren, die heute als im Bauhausstil entworfen genannt werden, allesamt aus der Zeit ab ca. 1937 stammen. Die Berichte der Zeitzeugen und eindeutiges Fotomaterial (erstmals hier veröffentlicht) beweisen, dass erst nach dem Ende des Bauhauses eine schlichtere Zifferblattgestaltung umgesetzt wurde. Dass die Zifferblattgestaltung der 1930er Jahre trotzdem vom Bauhaus und dessen Strömungen beeinflusst wurde, liegt jedoch sehr nahe. Denn auf die Frage hin, wer denn z.B. bei der Firma Weber & Baral die Zifferblätter entworfen hat, gab es doch sehr interessante Informationen vom Sohn des Firmengründers und selbst langjährigen Geschäftsführer Herr Karl D. Weber. Zur damaligen Zeit holte sich sein Vater Arthur Weber die Inspiration für neue Modelle aus der aktuellen Mode, neuen Teppich- und Tapetenmustern, sowie anderen, dem Zeittrend unterworfenen Dingen des täglichen Lebens (z.B. Möbel, Lampen etc.). Daraus entwickelte er dann zusammen mit seinen Gestaltern und Druckern jeden Tag neue Zifferblattdesigns. Im Prinzip war er also der Initiator und Schöpfer der original Zifferblätter der 1937er STOWA und 1937er Lange & Söhne Uhr.

1940–1950

1940–1950

1940–1950. Präzise. Zifferblätter für militärische Uhren. Technisch und Funktional.
Die Anforderungen an funktionelle Armband- und Taschenuhren für das Militär bestimmen ab ca. 1940 die Produktion von Weber & Baral. Zifferblätter für Dienstuhren, sowie die bekannten großen Fliegeruhren werden für alle renommierten Uhrenmarken produziert: Lange & Söhne, Wempe, IWC, Laco und STOWA.
Nach dem Krieg sind kaum noch Maschinen vorhanden und um überhaupt etwas produzieren zu können, macht man aus der Not eine Tugend. Mit dem Know-How aus der Zifferblattgestaltung entwickelt man eine Serie Schmuckanhänger aus Silber, die man sehr erfolgreich und in großen Stückzahlen verkaufen kann. Der Wunsch der Kunden nach etwas „Schmückendem“ ist nach dem Krieg groß. Viele haben während des Krieges alles verloren. Der Anfang einer funktionierenden Produktion ist damit wieder gemacht, viele Mitarbeiter können weiter bei Weber & Baral ihren Lebensunterhalt verdienen. Der Lohn wird am Anfang auf zwei Arten gezahlt, einmal in barem Geld (für das man aber aus Mangel an Verfügbarkeit viele Dinge des täglichen Lebens gar nicht kaufen konnte) und der andere Teil in Naturalien, was für viele ein wichtiger Grund war bei der Firma zu arbeiten. Gute Kontakte und persönliches Engagement ermöglichten Arthur Weber immer wieder Naturalien als Teil des Lohns zu organisieren.
Ende der 1940er Jahre produziert man u.a. für eine Serie von
STOWA Uhren, der sog. Armee Francaise, ca. 2000 Zifferblätter.
Die Uhren daraus sind eine Reparationszahlung an Frankreich.

1950–1960

1950–1960

1950–1960. Applikationen und Farbe. Aufwändige Zifferblätter mit echten Metallzahlen.
In den 1950er Jahren wird man etwas bunter und arbeitet viel mit Applikationen. Applikationen nennt man Zahlen und Indexe aus echtem Metall, die auf dem Zifferblatt verstiftet werden. Sie ermöglichen ein dreidimensionales Zifferblatt und dadurch ganz andere Effekte als die bisher üblichen zweidimensionalen Zifferblätter (die meist nur einfach lackiert oder galvanisiert und gedruckt waren). Viele Zifferblätter sind aufwändig drei- oder sogar vierfarbig lackiert und mit Zahlen- und/oder Indexapplikationen ausgestattet.
In Kombination mit gewölbten Zifferblättern wird es nun auch möglich, die Uhren optisch flacher erscheinen zu lassen. Durch die Wölbung kann die Lünette des Gehäuses flacher produziert werden, hochgewölbte Gläser aus Kunststoff unterstützen diesen optischen Trick. Durch so ein hohes Uhrenglas und ein gewölbtes Zifferblatt ist es dem Gehäusebauer möglich, die Seitenansicht optisch flacher zu gestalten.
Auch ausgefallene Konzepte wie z.B. skelettierte Blätter halten Einzug in die Kollektionen der Uhrenhersteller.

1960–1970

1960–1970

1960–1970. Diamantierungen. Einfache und schlichte Zifferblätter mit Linien.
Eine zweite Ära der Schlichtheit bzw. der einfachen Gestaltung beginnt. Waren es in den 1930er Jahren geradlinige Zahlen und Skalen (im sog. Bauhausstil) so wird nun, aus gestalterischer Sicht, noch weiter reduziert. Viele Zifferblätter haben nur noch wenige Linien zur Einteilung der Zeit. Das Diamantieren kommt in Mode. Dabei wird mit einem Diamantwerkzeug ein Strich- oder Fantasiemuster ins Metallzifferblatt diamantiert. Technische Erklärung: Poliert man die Diamantschneide eines Werkzeugs (z.B. eines Gravierstichels oder Drehmeißels) wird dieses Werkzeug, wenn es richtig eingesetzt wird, einen hochglanzpolierten Schnitt machen. Der dabei entstandene Glanzgrad ist kaum mit einer anderen Methode herstellbar und diamantierte Oberflächen bedürfen keiner weiteren Politur – sie sind absolut perfekt!
Auch heute nutzt man noch gerne dieses Verfahren, besonders bei gewölbten Zifferblättern. Genau an der Wölbung des Zifferblattes wird der Diamantschnitt gemacht, dadurch hat er optisch einen Tiefen- und Breitenverlauf. Wenn das Grundmaterial des Zifferblattes davor noch galvanisch veredelt wurde, bekommt man ein zweifarbiges Zifferblatt als Resultat.

1970–1980

1970–1980

1970–1980. Prägeapplikationen. Digital.
Im Gegensatz zu den aufgesetzten Applikationen der 1950er Jahre setzt man nun verstärkt auf das produktionsbedingt einfachere Prägen von Zahlen und Indexen. Im Gegensatz zum aufwändigen Applizieren von z.B. zwölf einzelnen Zahlen (die davor erst mal sehr aufwändig hergestellt werden mussten), werden nun in nur einem Arbeitsgang alle 12 Zahlen oder Indexe auf einmal geprägt. Dies bringt eine enorme Kostenreduzierung mit sich.
Viele der 1970er Zifferblätter sind sehr farbenfroh und sportlich. Dazu findet man sehr häufig geprägte Leuchtzahlen und Leuchtindexe. Dabei wird teilweise auch schon eine Vertiefung in die Zahlen und Indexe mit eingeprägt (um diese dann z.B. mit Leuchtmasse zu füllen). Ein zusätzlicher Diamantschnitt auf den Indexen oder Zahlen gibt diesen Blättern eine ganz besondere Wirkung.
Bei der Herstellung von Zifferblättern ist sehr genau die technische Entwicklung über die Jahrzehnte zu sehen. Schritt für Schritt werden alle neuen Verfahrenstechniken, die es auf dem Markt gibt, eingesetzt. Sobald neue, innovative Techniken aus z.B. der Schmuckindustrie kommen, versucht man diese in die Designs, Materialität und Oberflächen von Zifferblättern zu integrieren.
Mit dem Aufkommen des Quarzbooms versucht man auch die elektrische, digitale Anzeige auf mechanische Uhren zu adaptieren. Man konstruiert z.B. springende Scheibenmechanismen. Vor allem PUW und Otero (Rohwerkehersteller aus Pforzheim) sind aktiv.

1980–1990

1980–1990

1980-1990. Austauschbar. Nichts Neues.
Die 1980er Jahre sind geprägt von elektronischen (Quarz-) Uhren. Die Uhrenindustrie – vor allem der mechanische Bereich – hat Probleme. Die Zifferblattindustrie in Pforzheim macht viele günstige Zifferblätter für hiesige Uhrenfirmen, aber auch weiterhin für den weltweiten Export. Vieles geht über den Preis. Es gibt noch keine Marken, die sich individuelle und eigenständige Designs überlegen, ausführen und schützen lassen.
Die Goldstadt Pforzheim produziert weiter erfolgreich Goldgehäuse und Goldansatzbänder und vertreibt diese weltweit. Die Zifferblätter, die zur Verwendung kommen, generieren sich aus allen möglichen Epochen. Es wird mehr oder weniger aus dem Fundus der letzten Jahrzehnte wiederverwertet.
Mittlerweile sind geprägte Zifferblätter mit z.B. Guilloch- oder Stoffmustern technisch perfektioniert und man versucht so sehr hochwertige Zifferblätter nachzuahmen (ein echtes Guillochzifferblatt kann bis zu mehrere tausend Euro kosten). Der Stahlgraveur als Berufszweig ist in dieser Zeit der wahre Künstler in der Zifferblattherstellung. In tagelanger Arbeit graviert er diese Muster in den Pfaff – das ist die Positivform eines Presswerkzeuges. Anschließend wird dieser Pfaff ins Gesenk – Negativform des Presswerkzeuges – geprägt. Danach kann man sehr schnell und günstig große Stückzahlen prägen, die eine fertige Oberfläche haben.

1990–2020

1990–2020

1990–2020. Markenidentität.
Schon 1990, als Jörg Schauer sich mit dem Bau von Unikatuhren selbständig machte, kaufte er von Zeit zu Zeit auch Zifferblätter bei einem weiteren Pforzheimer Zifferblatthersteller, der Fa. Bock & Schupp. Erstaunlich ist die Tatsache, dass damals noch Zifferblätter großer Marken im einmal wöchentlich stattfindenden Fabrikverkauf ganz offen und frei zu kaufen waren. D.h. die Entwürfe der Firmen wurden damals noch nicht reserviert bzw. geschützt. Dies sollte sich aber bald ändern. Nachdem immer mehr Marken erkennen, dass Design ein wichtiges Alleinstellungs- und Unterscheidungsmerkmal sein kann, werden ab sofort alle Zifferblattentwürfe nur noch exklusiv verwendet. Die anschließenden Jahre sind geprägt von Remakes alter historischer Uhren, die jede traditionsreiche Firma in ihrem Fundus bzw. Museum hat. Diese Strömung hält nunmehr seit fast 25 Jahren unverändert an. Einen eigenen Stil, so wie er sich von 1920 bis 1980 alle paar Jahre entwickelte und teilweise radikal verändert hat, gibt es eigentlich nicht mehr. Von einigen Ausnahmen abgesehen, z.B. Alain Silberstein/Frankreich oder die Firma Ikepod/Schweiz.
Im Jahr 2015 präsentiert dann aber STOWA ein neues innovatives und intuitiv ablesbares Zifferblatt für das Modell Rana. Entworfen vom weltbekannten Designer Hartmut Esslinger. Erstmals wird der Verlauf der Zeit nicht nur qualitativ sondern auch quantitativ dargestellt. Aufsteigende dynamische Punkte, die sogenannten Dynadots entstehen und geben der Uhr ein völlig neues Gesicht.

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